Autor: Wer ist Gipfelbasilisk?
Im Schatten der Wälder des Harzes findet Gipfelbasilisk die Muse. Die Ruhe des Gartens in den malerischen Bergen ist Inspiration für die High-Fantasy-Trilogie »Myzelchroniken«, die in ein Reich entführt, in dem Pilzwesen und Magie das Schicksal einer Welt weben. Auf Twitch wird die Leidenschaft für Fantasy, Horror und Naturgeheimnisse geteilt.
2023 erschien der Auftakt der High Fantasy-Trilogie »die Myzelchroniken«, die im März 2026 abgeschlossen werden. 2025 im Mai erscheint die »Was passiert danach?«-Anthologie. Zurzeit schreibt Gipfelbasilisk am Projekt »Vilandra«. Ein Cozy-Steampunk-Fantasyroman, bei dem ein Goblin die Hauptrolle spielt.

Interview mit Gipfelbasilisk
Das folgende Gespräch mit Gipfelbasilisk beantwortet spannende Fragen zur Person hinter den Geschichten. Es gibt Einblick in den Schaffensprozess des kreativen Schreibens, Fun Facts und Ausblicke auf Kommendes.
Woher stammt etwa der Name? Welche Musik lief bei der Arbeit an den Myzelchroniken? Und wo solltet ihr unbedingt einmal vorbeischauen, wenn ihr im Harz seid? Erfahrt hier mehr!

Woher stammt der Name Gipfelbasilisk?
Wenn du früher auf der Xbox360 online spielen wolltest, konntest du nicht frei deinen Nick wählen. Stattdessen gab es einen Zufallsgenerator aus zwei Segmenten, der bei mir “Gipfel” und “Basilisk” ergab. Das klang für mich nach Harz und Fantasy, fand ich passend und hab ihn behalten. Und nach über 10 Jahren fühlt sich das auch immer noch so authentisch an.
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Fun Fact: Basilisken
Der ursprüngliche Basilisk hatte einen Hahnenkopf, Flügel und Hahnenfüße, aber einen Schlangenhinterleib und -schwanz. Diese Version erkennt heute aber kein Mensch mehr, darum bin ich auf die moderne Darstellung für mein Logo geswitcht.
Was zeichnet dich aus?
Das Rad kann nicht neu erfunden werden, das ist klar. Aber wenn mich ein Thema interessiert, dann arbeite ich mich sehr tief darin ein, um authentisches Wissen in meine Texte einfließen zu lassen. Die meisten meiner Sporlinge basieren immerhin auf wissenschaftlichen Erkenntnissen über Pilze.
Die Verbindung aus Recherche in der Realität und der Umsetzung in einem fantastischen Kontext prägen eigentlich alle meine Projekte. Mir zu überlegen, wie echte Fakten in einer Fantasywelt funktionieren könnten, macht mir unglaublich viel Spaß. Das Leben ist eben doch die beste Inspiration!

Abgesehen davon schlägt mein Herz für unbekannte Wesen in der Fantastik. Ich möchte solche frischen Charakterkonzepte erlebbar machen. Darum stelle ich in “Vilandra” auch beispielsweise Geschöpfe wie Froggoide oder Euloide als Protagonist*innen vor.
Wer sind deine Lesenden?
Mein Publikum ist recht jung (meist 25–45 Jahre) und setzt sich wundervoll bunt zusammen: queere Personen, Freund*innen des Pen-and-Paper-Bereichs, aber auch Menschen, die abseits des Mainstreams Geschichten suchen. Außerdem finden Leute, die keine Scheu vor tabuisierten Themen wie z. B. dem Tod haben, ebenfalls immer wieder ihren Weg zu mir.

5 Fun Facts über Gipfelbasilisk
1. Ich schreibe über Pilze, weil ich sie nicht essen mag.
2. Ich besitze über 35 Orakelkarten-Sets.
3. Als Guilty Pleasure sammel ich DVD-Boxen von der Lindenstraße (Kindheitserinnerung).
4. Rosenkohl ist giftig!
5. Ich habe einen Löwenzahn mit einer geschlossenen, offenen und verblühten Blüte tätowiert (Fan-Tattoo für die Rachel-Morgan-Serie).
Wie viel von der Person Gipfelbasilisk steckt in den Myzelchroniken?
Wer mich kennt, kann Details entdecken, aber um ehrlich zu sein, steckt da von mir persönlich weniger drin. Mich als Person spiegeln eher Kurzgeschichten wider, die Romane der Myzelchroniken erzählen eine komplexe Geschichte einer ganzen Welt, die sich nicht um mich dreht. Aber einiges ist natürlich dennoch eingeflossen, zum Beispiel ist das Interesse an Kräutern sehr typisch für mich.
Über Umwege ist aber auch der Kampf der Charaktere für Gleichberechtigung etwas, das von mir kommt. Ich kann im echten Leben nicht verstehen, dass darüber diskutiert werden muss. Genau deswegen wird er dort geführt, in der Hoffnung (no Spoiler), dass meine Figuren (im Gegensatz zu mir) nicht an der Realität scheitern.

Was unternimmst du, wenn die Inspiration gerade Kreide holen ist?
Um ehrlich zu sein: Gar nichts, da ich diesen Zustand nicht kenne. Ich habe eher zu viele Ideen und verliere mich dann manchmal darin. Inspiration finde ich überall und kann dir aus dem Stand zehn Ideen geben. Das Schreiben ist dann eher die Herausforderung.
Darum lege ich viel Wert auf ein gutes Schreibsetting. Ideal ist es für mich morgens, wenn ich möglichst ausgeschlafen und frisch bin, mit Kaffee am Schreibtisch in einem angenehm warmen Zimmer. Das Dokument ist bereits geöffnet, ich habe nichts anderes zu tun, die Playlist für das jeweilige Projekt läuft – dann kann es losgehen.
Übrigens: Zum ersten Teil der Myzelchroniken gibt es für jede Szene in meinen Büchern ein konkretes Lied. Wollt ihr euch das einmal vorstellen? Dann stellt diesen Song an, wenn ihr die folgende Szene lest:
“Two Men in Love” von The Irrepressibles für das Kapitel “Die Karavane”
»Das ist sehr freundlich und ich vermag dir nicht einmal etwas zurückzugeben.« Salrius drehte sich um, wollte nicht, dass Kairon sah, wie sehr ihn seine Güte rührte.
»Hey, dreh dich nicht weg. Deine schönen Augen sehen zu dürfen, ist mir Lohn genug.« Der Tätowierte trat näher und berührte ihn an der Schulter.
Salrius erbebte, sein Herz pochte schneller. Die feinen Härchen auf seiner Haut stellten sich auf.
Vor welchem (Sub-)Genre drückst du dich wenn möglich und warum?
Ganz klar: Romance und Szenen mit Spice. Das sind Themen, die lese ich selbst nicht gern bis gar nicht, da sie meist nur heteronormativ und sehr klischeebehaftet dargestellt werden. Das fühl ich einfach nicht.
Solche Passagen selbst zu schreiben, ist für mich aber auch sehr schwierig. Wie wird es ästhetisch? Und plotrelevant? Denn ich finde, diese Szenen sollten emotional etwas auslösen, eine Handlung voranbringen oder wenigstens ein Kontrast entstehen lassen. Das ist sehr komplex.

Im Übrigen ist Spice eben auch sehr intim und mir unter Umständen zu persönlich.
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Hinweis
Bitte immer dran denken: Bei Gay-Romance sollte das Drama nicht die Beziehung selbst sein!
3 Songs, die deinen Soundtrack fürs Leben ausmachen?
Nur drei Songs? Das ist so schwer! Aber dann sind es wohl diese:
- Spellbound (Siouxsie and the Banshees) – Der Song ist schon sehr lange mein Begleiter und für mich das prototypische positive Hexenlied mit Gothic Ästhetik. Dazu der treibende Rhythmus – dieses Lied bringt mir einfach immer Motivation!
- Werben (ASP) – Damit verbinde ich symbolisch meine Beziehung. Außerdem ist das der erste und einzige Song, zu dem mein Mann und ich jemals getanzt haben.
- Death is the Road to Awe (Clint Mansell feat. Kronos Quartet) – Dieser Song ist Teil der Filmmusik zu “The Fountain”. Er erinnert mich immer wieder an mein Ziel, mit einer meiner Geschichten einmal eine solche Wirkung zu erzeugen, wie dieser Film sie auf mich hat.
Gibt es etwas in deiner Vergangenheit, das dich noch heute beim Schreiben beeinflusst?

Das Thema Tod ist sehr präsent in meiner Arbeit, obwohl es ein gesellschaftliches Tabu ist. Ich selbst habe ein sehr negatives Bild von der deutschen Sterbekultur im Alter von 13 oder 14 Jahren erworben. Damals haben für mich wildfremde Menschen mich während einer Beerdigung am Grab übergriffig behandelt und wollten mich umarmen und trösten, haben mir signalisiert, wie schlimm das alles ist. Doch diese Gefühle selbst hatte ich einfach nicht. Durch ihr Verhalten entstand der Eindruck, dass das falsch sei.
Weinen und Trauer sind absolut gerechtfertigt und wichtig, aber ich verknüpfe mit dem Tod immer auch Demut und Dankbarkeit für die gemeinsam erlebte Zeit. Das sollte doch genauso bedeutsam sein.
Da ich mit der deutschen Sterbekultur also meine Probleme hatte, habe ich in anderen Kulturen für mich deutlich passendere Konzepte gefunden, in denen der Tod als Abschluss und Feier des Lebens betrachtet wird.
Darum kommt dieses Element in vielen meiner Texte sehr selbstverständlich vor. Ich will ihm den gebührenden Raum geben und mit dem Tabu brechen.
Was willst du unbedingt noch schreiben?
Horror! Dieses Genre lese ich immerhin noch lieber als Fantasy.
Ich will einen Roman schreiben, der dir das Blut in den Adern gefrieren lässt, kein Splatter, sondern mehr psychologischer Horror mit übernatürlichem Anteil und das möglichst progressiv und klischeefrei.
Wenn du abends das Buch weglegst, sollst du nach dem Lichtlöschen nicht in Ruhe einschlafen können.

Du liebst deine Wahlheimat, den Harz – dein Ausflugstipp?
Da fallen mir sofort zwei ein:
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Kloster Walkenried
Sehr gute museale Ausstellung und moderne Aufarbeitung der mittelalterlichen Lebensweise der damaligen Zisterzienser.
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Nicht im Harz, aber nicht weit entfernt in Kassel: Museum für Sepulkralkultur
Einziges Museum zum Thema Bestattungskultur in Deutschland, großer Umfang und Qualität, aber braucht dringend Unterstützung.
Was würdest du gerne (nicht) können?
Ich würde gerne besser in Grammatik-Fragen sein. Die deutsche Sprache ist sehr komplex und manchmal für mich nicht nachvollziehbar. Mir wurde gesagt, wenn du Schwächen in Rechtschreibung und Grammatik hast, könntest du nicht Autor*in sein – das habe ich aber inzwischen überwinden können, auch durch den Support von fähigen Lektor*innen und Korrektor*innen, sodass ich jetzt sagen kann: Jede Geschichte ist wichtig und sollte erzählt werden, das ist ein wertvoller Blick auf die Welt, der nicht durch ein falsches Komma minderwertig wird!

Welches Buch/Film möchtest du noch einmal zum ersten Mal erleben können?
Eindeutig Shirley Jacksons “Spuk in Hill House”! Das war mein erstes Buch, das ich komplett auf Englisch gelesen habe, weil ich es nicht auf Deutsch bekommen hab und den Kinofilm damals nicht sehen durfte.
Der Roman wird von vielen als Schauerroman eingeordnet. Für mich zeigt er aber, wie wirklich guter Horror aussieht. Ich mag die starken Charaktere und den langsamen Aufbau des Grauens bis zum absoluten Horror. Gleichzeitig liebe ich ihren Blick auf die Welt. Das würde ich gerne noch einmal neu entdecken.
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Tipp!
Das gilt auch für den Film und die Netflixserie! Beide schaffen es, die fast märchenhafte Denkweise der Buch-Protagonistin aufzugreifen und diese ganz eigene Gesamtstimmung umzusetzen, obwohl die Erzählung selbst komplett modernisiert wurde.

Warum schreibst du Fantastik – ist dir die echte Welt zu trist?
Ja, denn ich brauche den Eskapismus. Die Monster im Buch sind weg, wenn ich es schließe, aber die in der Realität bleiben. Unsere Welt ist grausam und ich scheitere oft an der Realität (Stichwort Menschenrechte). Für mich war Lesen darum schon immer eine Flucht und das Erleben anderer Denkmuster. Und wenn ein Ende mir nicht gefiel, habe ich mir ein eigenes ausgedacht.
Fantastik zu schreiben, ist (m)ein Weg der Selbstermächtigung. In einer Bibliothek zwischen Büchern habe ich mich immer sicher gefühlt. Die Orte, die ich in den Regalen gefunden habe, haben mir allein gehört. Außerdem hat mich fasziniert, wie beim gleichen Lesestoff jede Person etwas anderes wahrnehmen kann.
Ich schließe nicht aus, dass ich irgendwann einmal etwas schreibe, das nicht Fantasy ist. Aber mein Anspruch bleibt, dass das Erzählte sich surreal genug anfühlen muss, um Abstand zum echten Leben zu behalten. Denn um ehrlich zu sein, kann ich Protagonist*innen in realen Situationen nicht gut leiden lassen, weil es sich anfühlt, als würde ich ihnen das wirklich antun.
Letzte Worte?
Traut euch, die Geschichten aus euren Köpfen hinaus in die Welt zu lassen – das Wpd? ist dafür übrigens eine tolle Gelegenheit! 😀
This or That – Speeddating mit Gipfelbasilisk
Was glaubt ihr, was würde Gipfelbasilisk bei diesen Fragen wählen? Testet euch doch mal!
Morgens oder abends?
Morgens! Ausgeruht sein und frische Gedanken sind zum Schreiben gut!
Plotter oder Pantser?
Plantser! Abhängig vom Projekt: Die Myzelchroniken waren geplottet, Vilandra schreibe ich als Pantser. Ich liebe aber in egal welcher Form des Schreibens den Weltenbau!
Sommer oder Winter?
Herbst und Frühling, ich mag keine Extreme!
Analog oder Digital?
Eher analog, gerade bei Büchern. Digitale Varianten wähle ich dann eher aus Kostengründen.
Berge oder Meer?
Berge! Ich habe mir nicht umsonst meine Wahlheimat, den Harz, ausgewählt. Das ist Liebe!
Stand-Alone oder Reihe?
Beides hat seinen Reiz, gelesen aber am liebsten Stand-Alone. Wer aber eine gute Reihe sucht: Ich empfehle die Hollows-Reihe von Kim Harrison.
Süß oder salzig?
Süß! Salzig finde ich oft einfach langweilig.
Film oder Serie?
Ich bevorzuge Filme. Serien wiederholen sich irgendwann zu sehr, weswegen ich sie dann oft abbreche.
Hund oder Katze?
Eindeutig Katze. Katzen sind einfach die besseren Hunde.
Landkarte oder querfeldein?
Ich mag es querfeldein. Bei Umwegen siehst du mehr.