Was passiert danach? Märchen

http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/grimm_maerchen01_1837?p=364

Das Aktuelle ‚Was passiert danach?‘, könnte auch, `Was passiert stattdessen?‘, heißen. Im aktuellen Stream habe ich das Märchen Rumpelstilzchen vorgelesen. Über diesem Beitrag findet ihr den Link zu Text im deutschen Textarchiv, der Text ist gemeinfrei, sprich ihr könnt ihn zum Schreiben sogar 1 zu 1 als Grundlage nutzen, wenn ihr das möchtet.

Was wäre wenn, das Rumpelstilzchen das Kind bekommen hätte, wie wäre es beim Rumpelstilzchen aufgewachsen?
Was wäre, wenn die Müllerstochter eben doch Stroh zu Gold, hätte Spinnen können, weil sie eine Zauberin war?
Wie würde das Märchen als moderner Text aussehen, oder wenn der König in Wirklichkeit ein Vampir wäre oder das Rumpelstilzchen der heimliche Liebhaber der Müllerstochter?
Das Märchen kein Märchen ist, sondern einem ganz anderen Genre angehören würde zum Beispiel Horror oder Science-Fiction?
Ihr könnt auch schauen, was passiert, nachdem das Märchen endet?
Oder das Märchen spielt in der Zukunft oder nach der Apokalypse?
Der böse Wolf hat sich als Königin verkleidet und will in Wirklichkeit das Rumpelstilzchen fressen.
Oder? Oder? Oder?

Fragen, die wir beantworten sollten.
Wenn Ihr dazu selber etwas schreiben wollt, könnt ihr das gerne und ich würde mich freuen, wenn ihr eure Texte an meine E-Mail Adresse info@gipfelbasilisk.de sendet. Es kann ein Gedicht, eine Szene, ein Dialog oder was auch immer sein. Ihr könnt auch meine Worte komplett ignorieren und eigene verwenden. Hauptsache ihr nutzt den Plot. Ganz wie ihr mögt.

Eure Einsendungen werde ich dann im Stream vorlesen. Falls ihr nicht euren echten Namen im Stream genannt haben wollt, bitte ich euch, einen Nicknamen dazu zu schreiben. Falls ich euren Text als Beitrag mit auf die Homepage stellen soll, bitte ich das, in der Nachricht an mich zu vermerken.

Bitte beachtet den Text, welcher in der Betreffzeile stehen soll.

Betreff: “Märchen

Der Einsendeschluss für diese Aktion ist Donnerstag der 28.01.2021.

Sollte es viele Einsendungen geben, werde ich eine Vorauswahl treffen.

Texte:

Stella Kuppström

chaotisch_aber_liebenswert

Es war einmal ein Postbote, der war nicht reich, aber er hatte eine schöne Tochter. Nun traf es sich, dass er mit dem Sozialmedia-Marketingleiter der führenden Firma für Internetwerbung und der König der Influencer Knut Miller von ‚Feel Free‘ zu sprechen kam und zu ihm sagte: „Ich habe eine Tochter, die kann einfach alles verkaufen, online an den Mann bringen und für viele Likes sorgen.“ Dem König der Influencer, der Likes, Bitcoins und Fame lieb hatte, gefiel die Idee gar wohl und er befahl, die Tochter des Postboten sollte alsbald seinem Zoom-Meeting beitreten. Dann zeigte er ihr ein Produkt, dass sie auf ihrem Instagram-Account bewerben und an die 1000 Stück verkaufen solle und sprach: „Wenn du diese Nacht durch bis morgen früh diesen Nasenhaarschneider nicht zu 1000 Stück verkaufst und 1000 Follower generiert hast, so wirst du nie einen Fuß in die Szene setzen.“
Was für sie dem Sterben gleich kam. Darauf ward das Meeting geschlossen und der Bildschirm wurde schwarz.

Da saß nun die arme Tochter des Postboten und wusste um ihr Dasein keinen Rat. Sie verstand gar nichts davon, wie man Nasenhaarschneider verkaufen und dafür Follower generieren konnte, und ihre Angst ward immer größer, dass sie bitterlich zu weinen anfing.
Da bekam sie eine private Message bzw. eine Sprachnachricht
»Hi, na du unbedeutende Tochter eines Postboten und Möchtegern Sternchen am Influencer Himmel? Was heulst du hier rum?«
»Ach« antwortete das Mädchen, »ich soll diesen ätzenden Nasenhaarschneider verkaufen und ich weiß einfach nicht wie.«
Eine neue Nachricht im Posteingang »Was gibst du mir, wenn ich dir helfe?« »Meinen Tipp, wie man auch günstigen Lippenstifte in Szene setzen kann,« sagte die Tochter, denn auf Beauty und Styling verstand sie sich.
»Deal, schick mir das Video. «
Daraufhin dauerte es nur ein paar Minuten und ihr Posteingang wurde geflutet mit Bestellbestätigungen und die Followerzahl für das Gerät wuchs rasant um 1000 Follower an.

Bei Sonnenaufgang öffnete sich das Zoom Meeting und das Gesicht von Knut Miller, dem König der Influencer erschien, und als er die Accounts checkte, erstaunte er und freute sich, aber sein Herz ward nur noch gieriger. Er ließ das Mädchen nicht in Ruhe, sondern verlangte, dass sie das nächste Produkt bewarb, und verkaufte, und zwar diesmal 20.000 Stück und es waren 20.000 Follower zu generieren. Und das in einer Nacht. Sonst wäre ihr Traum, eine berühmte und reiche Influencerin zu werden zerplatzt. Ihr persönlicher Tod.

Das Mädchen wusste sich nicht zu helfen und weinte, da kam abermals eine private Message und in dieser stand »Was gibst du mir, wenn ich das für dich regel?« »Meinen Tipp für die perfekten Nägel,« antwortete das Mädchen.
»Deal. «
Das Video wurde versendet, und ihr Postfach begann sich wieder mit Bestellbestätigungen zu füllen (diesmal war es eine Gemüseraspel) und die Followerzahl schnellten in die Höhe bis die 20.000 Follower und Bestellungen erreicht waren.
Der König der Influencer freute sich über die Maßen bei dem Anblick, war aber noch immer nicht satt und gierig nach Fame, sodass er ihr noch eine Aufgabe stellte.
„Das ist das letzte Produkt, Fahrradreflektoren in Form von einem Penis, 100.000 Verkäufe und 200.000 soll die Followerzahl sein. Gelingt dirs aber, so sollst du meine neue Ikone im Reich der Influencer von ‚Feel Free‘ werden.“ Wenns auch eine Tochter des Postboten ist, dachte er, eine bessere neue Einnahmequelle finde ich in der ganzen Welt nicht.

Als das Mädchen allein war, kam eine private Message, zum dritten Mal und in dieser stand »Was gibst du mir, wenn ich dir noch diesmal diesen Kram verkaufe?«
»Ich habe nichts mehr, das ich geben könnte,« antwortete das Mädchen.
»So versprich mir, wenn du das neue Gesicht bei „Feel Free“ wirst, einen exklusiven Deal.«
»Wer weiß, wie das noch geht,« dachte die Tochter des Postboten und wusste sich auch in der Not nicht anders zu helfen; sie versprach also, was verlangt wurde, und die Zahlen und Verkäufe schnellten wieder in die Höhe.
Und als am Morgen der König der Influencer und Sozialmedia-Marketingleiter Knut Miller, wieder dem Zoom Meeting beitrat und alles vorfand, wie er es gewünscht hatte, so präsentierte er ihren perfekten Deal, und die schöne Tochter des Postboten ward eine der Top 5 Influencer weltweit.

Über ein Jahr verbrachte sie sorgenfrei und reiste um die halbe Welt und dachte gar nicht mehr an die mysteriösen Nachrichten und wer sich dahinter verbarg: Da blinkte auf einmal eine Nachricht im Posteingang »Nun gib mir, was du versprochen hast, ertönte es in der Sprachnachricht. «
Die neue Ikone der Influencer erschrak und bot neue Tipps an, wenn er ihr doch bitte ihren Ruhm ließe, aber es kam eine neue Sprachnachricht
»Nein, ich will auch einen perfekten Deal und berühmt werden! Deine Schminktipps kannst du für dich behalten.«
Da fing sie so an zu jammern und zu weinen bis ihre perfekt geschminkten und geklebten Wimpern sich zur Gänze aufzulösen schienen und eine neue Nachricht kam: »Drei Tage will ich dir Zeit lassen, wenn du bis dahin meinen Namen weißt, so sollst du deinen Ruhm für dich alleine haben.«

Nun besann sich die Influencerin die ganze Nacht über auf alle Namen, die sie jemals gehört hatte, und schickte viele Mails und private Messages durchs World wide Web, um herauszufinden, was es sonst noch für Namen gäbe.
Als am andern Tag eine neue Nachricht kam, fing sie an mit Kaspar, Melchior, Balzer, und sagte alle Namen, die sie wusste, nach der Reihe her, aber bei jedem kam nur ein hämisch grinsendes GIF zurück »so heiß ich nicht.«
Den zweiten Tag ließ sie sich die Top Vornamen der letzten 20 Jahre heraussuchen und recherchierte, wie die Leute da genannt würden, und sie schrieb die ungewöhnlichsten und seltsamsten Namen per private Message.
»Heißt du vielleicht Rippenbiest oder Hammelswade oder Schnürbein?«
Aber es antwortete immer »so heiß ich nicht.«
Den dritten Tag stolperte sie über einen Post, dort wart geschrieben, dass Stella Kuppström der bestbezahlte Influencer-Deal der Firma ‚Feel Free‘ bevorstünde.

»Heute feil ich, morgen peel ich,
übermorgen bin ich die berühmteste der Welt;
Ach, wie gut ist, dass niemand weiß,
dass ich Stella Kuppström heiß!«

Die Influencerin froh war, als sie den Namen las und als bald eine private Message kam: »Nun, wie heiß ich?«
Zuerst fragte sie »heißest du Kunz?«
»Nein.«
»Heißest du Heinz?«
»Nein.«
»Heißt du etwa Stella Kuppström?«
»Das hat dir der Teufel gesagt, das hat dir der Teufel gesagt,« schrie Stella und riss sich vor Wut, Trauer und Frustration ihre langen Extension raus.
Stella Kuppström verschwand komplett von sämtlichen Plattformen und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück.

Ende

Rumpelstilzchens und der Teufel

Gipfelbasilisk

Zum Beginn unserer Geschichte hatte er noch keinen Namen.
Am Ende wird er einen Namen besitzen, dieser wird ihm jedoch kurze Zeit später zum Verhängnis. Der kleine Wicht ging ohne Namen durch die Welt und freute sich seines Lebens. Er führte ein einfaches leben. Nichts grämte ihn, nichts fügte ihm ein Leid zu. Er war ein glückliches kleines Wesen. Dies grämte allerdings jemand anderen, den Teufel.
Eines Tages ging der kleine Wicht an einer Mühle vorbei. Dort sah er die Tochter des Müllers. Diese war so wunderschön, dass er sich sofort in sie verliebte.
Es dauerte nicht lange und sie wurden gute Freunde. Das Herz des kleinen Wichtes wurde aber schwer, sie war eine Müllerstochter und eine Müllerstochter würde nie einen Wicht heiraten. Trotzdem erfreute er sich an der Zeit, die er mit ihr verbrachte.
Dies ärgerte den Teufel so sehr, dass dieser sich eine List überlegte. Er säte Gier in des Müllers Herzen, sodass dieser zum König ging und behauptete, seine Tochter könne Stroh zu Gold spinnen.
Der König, der von Natur aus gierig war, sperrte die Unglückliche sofort in ein Verlies und befahl ihr, mit ihrem Zauberwerk zu beginnen. Sollte sich ihr Vater aber als Prahlehannes herausstellen, so müssten sie und er sterben.

Als der Wicht davon erfuhr, grämte er sich vor Kummer und sein Herz ward ihm ganz schwer, als er an das ihr zugedachte Ende, dachte. Er wusste nämlich, dass sie keine magischen Fähigkeiten besaß.
Die Trauer des Wichtes freute den Teufel ungemein, aber er wollte die reine Seele des kleinen Wesens verderben und so überlegte er sich eine weitere List.
Er klopfte an das Tor des Wichtes und sprach:

>>Wenn du dem Mädchen helfen willst, dann brauchst du einen Namen. Denn Namen von Wichten, bergen Magie. Ich will so nett sein und dir einen geben.<<
>>Du, du willst mir helfen? Nein, du bist der Teufel und bei dem Teufel bekommt man nichts umsonst, also los, sag Gehörnter, was soll dein Lohn sein.<<
>>Mein Lohn, mein Lohn sei dein Fluch. Dein Name kommt mit einer Bedingung, du musst deinen Namen jeden Tag an einem Feuer singen und tanzen. Tust du das nicht oder ein anderes lebend Wesen, spricht deinen Namen laut vor dir aus, so ist deine Seele mein.<<
Dann muss aber teil des Handels sein, dass du niemanden meinen Namen verraten darfst.<<
Der Teufel nickte.
Gewahr, der Gefahren den dieser Handel barg, willigte der Wicht ein und so sollte vom heutigen Tage an, sein Name Rumpelstilzchen sein.
>>Ach eh ich’s vergesse. Willst du deine Magie für ein anderes Wesen außer dich selber einsetzen, so musst du etwas von ihm nehmen.<< sprach der Teufel und verschwand. Er war froh, denn auch wenn das kleine Rumpelstilzchen es noch nicht wusste, seine Seele gehörte ab diesem Moment dem Teufel, denn der Teufel, verlor nie.

Der Wicht, krank vor Liebe zur Bauerstochter half ihr. In der dritten Nacht, hörte er von ihr, dass wenn sie noch einmal all das Stroh zu Gold verspann, dass sie anschließend die Gemahlin des Königs werden würde. Das Herz des Wichtes erstarrte zu Stein und er forderte von der jungen Müllerstochter, das unvorstellbare, ihr erstes Kind. All die Freundschaft, die sie mit dem Wicht verband, verschwand, als sie hörte, was er forderte, aber welche Wahl hatte sie denn? Sie willigte ein.

Die junge Müllerstochter ward Königin und sie wusste, dass sie ihren Handel eines Tages erfüllen musste, und schickte im ganzen Land nach Hilfe.
Da trat am Tage der Geburt ihres Kindes eine Alte an ihr Bett, die der verkleidete Teufel war. Er durfte ihr zwar nicht den Namen verraten, aber das musste er auch nicht.

>>Junge Frau Königin, bei den magischen Wesen, haben die Namen Macht. Findet Ihr seinen Namen heraus, müsst ihr Euren Handel nicht halten. Sagt seinen Namen, sobald er seinen Lohn fordert, und er muss zur Hölle fahren.<< sagte der verkleidete Teufel.

Noch am selben Tage erschien vor der Königin das Rumpelstilzchen und forderte seinen Lohn. Die junge Königin weinte bitterlich und gemahnte den Wicht an ihre alte Freundschaft. Dies lies das zu Stein gewordene Herz des Rumpelstilzchens etwas bröckeln und er willigte ein, ihr drei Tage mit ihrem jungen Kindelein zu schenken, bevor er wiederkommen würde, um es zu holen.

Sie ließ ihre Boten im ganzen Land, Namen suchen. Bald schon, sah ein Bote einen kleinen Wicht an einem Feuer singen und seinen Namen tanzen.

>>Heute back ich, morgen brau ich und übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.
Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß.<<

Als am Ende des dritten Tages der Wicht vor die junge Königin trat, sagte sie

>>Mein alter Freund, jetzt ist es soweit, jetzt muss ich dir geben, was mir am teuersten ist.<<
Das Rumpelstilzchen schaute auf
>>Und ich muss dir eben dieses nehmen, auch wenn es mich grämt. Du nahmtest mir mein Herz, nun nehme ich dir deines.<<
>>Eins noch, du sagtest nie wie du heißt.<<
>>Ich habe keinen Namen, Frau Königin und jetzt übergebt mir das Kind.<<
>>Jeder hat einen Namen, heißt du vielleicht Caspar, Melchior, Balzer?<<
>>Ich habe keinen Namen Frau Königin. << sagte Rumpelstilzchen und bekam es so langsam mit der Angst zu tun.
>>Heißt du vielleicht Rippenbiest, Hammelswade, Schnürbein?<<
>>Nein so heiße ich nicht Frau Königin.<<
>>Ach, du gibst also zu, dass du einen Namen hast.<<
>>Das habe ich so nicht gesagt, Frau Königin.<<
>>Gib dir keine Mühe, ich weiß das du einen Namen hast. Heißt du etwa Hinz oder Kunz? Nein so heißt du auch nicht.<< sagte sie und lächelte bitter.
>>Es tut mir leid, dass es so weit kommen musste, du heißt Rumpelstilzchen.<<
>>Das hat dir der Teufel gesagt, das hat dir der Teufel gesagt.<< schrie das Rumpelstilzchen.
>>Nein, der war es nicht, mein Bote sah dich singen und tanzen.<< sagte die Königin traurig und musste mit ansehen, wie das Rumpelstilzchen zur Hölle fuhr.

Rumpelstilzchen war sich sicher, dass der Teufel ihn betrogen hatte, aber auch ein Teufel muss sich an seine Versprechen halten. Er grinste als Rumpelstilzchens Seele in die Hölle einfuhr und es sich bei ihm beschwerte.

>>Ich, nein ich habe ein reines Gewissen, den Namen habe ich ihr nicht verraten. Dafür aber die Tür, durch die sie gehen muss. Hindurchgegangen ist sie aber ganz allein.<<

Und so, ward Rumpelstilzchens Seele auf ewig sein.