Die Glücksnuss
Es war einmal vor langer Zeit ein Junge, der lebte mit seiner Mutter an einem Wald. Sie waren sehr arm und konnten sich nicht das Brennholz vom Markt leisten. So wurde er jeden Tag, von seiner Mutter, in den Wald Holz sammeln geschickt!
Da er so arm war, dass er keine Axt hatte, konnte er nur das Holz vom Boden sammeln. Allerdings musste er dazu von Tag zu Tag weiter in den Wald hinein. Da ihn die Jungen aus der Nachbarschaft von bösen Wesen erzählt hatten, die tief im Wald leben sollten, mied er aus Angst den tieferen Teil des Waldes.
Eines Tages musste er jedoch tiefer in den Wald, da er kein gutes Holz mehr im vorderen Teil fand. Als er schon ganz tief im Wald war und das gute Brennholz ihn immer tiefer in den Wald lockte, hörte er leise Hilferufe. Er überlegte sich, ob er lieber Hilfe holen sollte, aber entschied sich dann doch nach Kurzem zögern alleine dem Hilferuf zu folgen. Denn bis er mit Hilfe wieder da wäre, wär es vielleicht zu spät. Er folgte den rufen, die immer lauter wurden, je tiefer er in den Wald ging. So tief war er noch nie in den Wald gegangen, er hatte Angst wegen den bösen Wesen, die hier leben sollten. Trotzdem ging er immer tiefer in den Wald hinein!
Nach einer Weile kam er an eine Höhle, die mit einem Holzgitter versperrt war. Die Hilferufe kamen eindeutig aus dieser Höhle, er ging näher, um zu sehen, wer da um Hilfe rief.
Als er nahe genug war, um zu sehen, wer da rief, schrak er zurück. Es war ein kleiner Wichtel, der da in der Höhle eingesperrt war. In dem Moment, wo der Junge den Wichtel sah, sah der Wichtel auch den Jungen!
„Hey du Junge befreie mich aus meiner misslichen Lage und ich werde dich reich entlohnen!“, sagte der Wichtel.
Der Junge von Neugier getrieben ging wieder ein Stück auf das Gefängnis des Wichtels zu und sagte mit zittriger Stimme. „Wie… wieso … sollte ich dich denn Befreien … ich hab schon von Wesen wie dir hier aus dem Wald gehört … ihr sollt hinterlistig und böse sein! Wer sagt mir, dass das keine Falle ist?“
„Sieh mal ich bin 10 mal kleiner als du und warum sollte ich so einem Großling wie du es bist etwas tun wollen, wenn du mich hier aus dieser Lage befreist? Zudem wenn du mich frei lässt verspreche ich dir, dass ich und meine Brüder dir nie was tun werden wenn du zum Holzsammeln in diesen Wald kommst. Zudem schenke ich dir was und zeige dir wo Bäume sind die besonders gutes Brennholz liefern und an denen du immer Holz bekommst selbst wenn du sie fällst, du suchst doch welches oder was sind das für Stöcke die du da mit dir rum schleppst?“
Der Junge wollte grade alle Vorsicht vergessen, um sofort den Wichtel zu befreien, denn die Aussicht auf gutes Brennholz war zu verlockend, doch kam ihn ein altes Märchen seiner Mutter in den Sinn, in dem sie erzählte, dass ein magisches Wesen schwören musste das Versprochene zu erfüllen, weil es sonst einem trotz der Versprechen noch schaden könnte.
Er hielt an und sagte mit festerer Stimme. „Schwöre das du deine versprechen einhälst, wenn ich dich hier rauslasse!“
Der Wichtel lächelte böse. „Ahhh ein ganz schlauer bist du, weist das wir schwören müssen, damit unsere versprechen was zählen. Ich schwöre, dass ich dich reich belohnen werde wenn du mich hier raus lässt, dir die guten Bäume zeige und, dass ich und auch meine Brüder dir nichts tun werden, wenn du unseren Wald betrittst! So ich hab geschworen wärst du jetzt so nett mich zu befreien?“
Der Junge war zufrieden mit dem Schwur des Wichtels und öffnete das Gitter. Wie versprochen, zeigte der Wichtel ihm die guten Bäume und tat ihm nichts. Als Belohnung gab der Wichtel dem Jungen eine kleine glitzernde Walnuss.
Er nahm sie, schüttelte sie und hörte, dass etwas anderes als eine Walnuss in dieser Nuss war. Er wollte sie grade öffnen, als der Wichtel ihn energisch davon abhielt.
Als der Junge ihn fragend anschaute, sagte der Wichtel.
„Das ist eine Glücksnuss mein Junge, solange du sie nicht öffnest, wird sie dir Glück bringen und alles was du tust wird dir einfach von der Hand gehen. Allerdings und das ist ganz wichtig! Öffnest du die Walnuss um zu sehen was in ihr ist wird das Glück vergehen und alles wird schwer, wie ein Stein! So neugierig wie du auch bist, ich rate dir sie nicht zu öffnen!“
Mit einem freundlichen Gruß verabschiedete sich der Wichtel von dem Jungen und verschwand mit einem kurzen plopp im Nichts.
Der Junge wollte dem ganzen Zauber noch nicht trauen und dachte, der Wichtel hätte ihn übers Ohr gehauen. Doch als er weiter Holz sammelte, nun bei den guten Bäumen, fand er doppelt so schnell und noch mehr Holz als die Tage davor und es fühlte sich trotzdem viel leichter zu tragen an.
Da merke er, dass der Wichtel nicht gelogen hatte.
Er schwor sich diese Glücksnuss nie zu öffnen.
Ihm und seiner Mutter ging es immer besser. Der Junge sammelte nun täglich so viel gutes Holz, dass er es verkaufen konnte. Von dem Geld kaufte er sich eine Axt und trotz das er die guten Bäume fällte, waren sie am nächsten Tag schon wieder nachgewachsen.
So vergingen die Jahre und trotz, dass er ab und an einen Wichtel sah, taten sie ihm nichts und ließen ihn in Ruhe. So hielt der kleine Wichtel wirklich alles, was er dem Jungen versprach.
Sehr schnell wurden seine Mutter und er eine der reichsten Familien der Stadt, denn alle kauften nur noch bei ihm Holz, weil es das Beste und zugleich das günstigste war. Der alte Holzfäller jedoch, landete im Armenhaus.
Eines Tages, als der Junge wieder sein Holz verkaufte, kam der alte Holzfäller an seinen Stand und fragte.
„Sag mal Junge, wie konnten du und deine Mutter so viel Holz schlagen? So viel Glück, dass kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen!“
Da erzählte der Junge ihn von seinem Erlebnis mit dem Wichtel.
Da der alte Holzfäller ein listiger Mann war, kam er auf eine Idee und sagte.
„Du also wenn ich an deiner Stelle wäre würde ich doch schon gerne wissen, was in dieser Nuss ist! Ich meine wenn diese Nuss solche Kräfte hat, muss doch ein sehr wertvoller Gegenstand in der Nuss sein!“
Der Junge schüttelte den Kopf.
„Der Wichtel hat doch ausdrücklich gesagt, ich soll das nicht tun“, sagte er.
„Ja hat er, dass erzähltest du mir ja schon. Aber Wichtel sind hinterlistige Wesen, ich meine vielleicht will er dir ja den wahren Schatz vorenthalten und hat dir deshalb eine Lüge erzählt!“
„Da hast du vielleicht recht“, antwortete der Junge und trotz der Warnungen des Wichtels war seine Neugier wieder erweckt. Am Abend, als er in seinem Bett lag, hielt er die Nuss in seinen Händen und betrachtete sie ganz genau. Er schüttelte sie und versuchte zu erraten, was in dieser Nuss ist. Irgendwann war seine Neugier so groß, dass er alle Vorsicht über Bord warf und die Nuss aufbrach. In der Nuss lag ein Stück Katzengold, welches als er es rausnahm, zu Staub zerfiel.
In dieser Nacht schlief der Junge nicht gut. Albträume plagten ihn.
Ein lautes plopp ließ ihn aus dem Traum aufschrecken. Vor seinem Bett stand der Wichtel.
„Ich habe dir doch gesagt du sollst die Nuss nicht öffnen! Ihr Menschen seid ja soo nugierig! Jetzt trage die Konsequenzen!“
Ein weiteres plopp war zu hören und der Wichtel war wieder verschwunden.
Am nächsten Tag ging der Junge wieder in den Wald, um Holz zu schlagen. Es ging ihm so einfach wie die Jahre zuvor von der Hand, und auch das Heimtragen und der Verkauf verlief wie in den letzten Jahren.
Er wollte schon den Besuch vom Wichtel als Traum einordnen. Als aber am nächsten Tag, alle Menschen, denen er Holz verkauft hatte, vor seiner Tür standen und sich beschwerten wie minderwertig sein Holz auf einmal sei und das es ganz furchtbar stinkt. Musste er das gesamte Geld zurückzahlen.
Auch wurde das Holzfällen immer mühsamer und es lastete auf dem Rückweg wie Steine auf seinen Schultern. Als er es selber verfeuerte, stank es nicht. Er versuchte, es wieder zu verkaufen, doch kaufte niemand mehr bei ihm.
Er landete schlussendlich wieder am Anfang. Und musste das Holz mühsam sammeln, da er als die Not wieder groß war, seine Axt wieder verkaufen musste.
Den Wichtel sah er nie wieder.