Cover Darcy Coates - Der Fluch von Ashburn House, 5 Sterne Bewertung. Der Rest ist dem Beitragstext zu entnehmen.

Der Fluch von Ashburn House – Darcy Coates

Holla, die zombiefizierte Waldfee, war das ein Höllenritt. Aber beginnen wir am Anfang.

Adrienne und ihre Katze Wolfgang treten das Erbe ihrer Tante Edith an. Nur kannte Adrienne ihre Tante nicht und damit auch nicht den Fluch, der auf dem Haus liegt, das sie geerbt hat. Eingeritzte Nachrichten in Möbeln und Wänden, Dorfbewohnerinnen, die ihr grausige Geschichten erzählen und eine Gestalt, die nachts um ihr Haus schleicht.

Adrienne ist so verzaubert wie abgeschreckt von dem Ort, den sie aufgrund trauriger Umstände nun bewohnen muss.

So klischeehaft wie der Plot klingt, so überrascht war ich beim Hören. Die Umsetzung fühlt sich modern an und überraschend. Ein alter Stoff in frischem Gewand.

Von mir bekommt das Buch 5 von 5 Sterne.

Achtung, ab hier enthält der Text kleine Spoiler.

Darcy Coates hat in diesem Buch viele klassische Horrorklischees aufgebrochen. So ist die Frauengruppe, die erst einschüchternd auf Adrienne wirkt, sehr fürsorglich und die misogyne „Ellenbogenart“, die vielen Mädchen und Frauencliquen angedichtet wird, findet sich in diesem Buch nicht. Im Gegenteil. Die Zurückweisungen, die entstehen, betreffen nur das Haus und die furchtbaren Ereignisse, aber nicht Ressentiments der Protagonistin gegenüber. Außerhalb des Hauses wird ein Bild von einem idyllischen Dorf gezeichnet, das Probleme hat, auch hier gibt es ein paar gehässige Wesen, aber viele sorgen sich um ihre Nächsten und sind bereit, einer im Grunde Fremden zu helfen. Ich empfinde es als schön, dass mit diesem Buch geschafft wurde, einen Horrorroman zu erschaffen, der nur wenige Ismen und Klischees reproduziert.

Es kann natürlich sein, dass mir einige Ismen nicht aufgefallen sind, aber ich höre und lese inzwischen recht sensibilisiert und reflektiere, was ich höre.

Ich habe das geschrieben, während die letzten Worte laufen und ich muss gestehen, das ist eins der coolsten Enden, die ein Horrorroman haben kann. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr mich das gerührt hat.

Hört oder lest unbedingt dieses Buch.

Im Grunde ist dieser Roman der komplette Gegenentwurf zu Shirley Jacksons – Wir haben schon immer im Schloss gelebt. Auch auf Deutsch erschienen im Festa Verlag.

So kommen wir endlich zu den Punkten, die euch vermutlich mehr interessieren, als mein Fanboy Gekreische darüber wie wholesome dieser Horror ist, nämlich zu den Horroraspekten.

Das Buch, in meinem Fall Hörbuch, hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Wer muss schon schlafen, wenn er dieses Buch hören kann. Die Stimmung wird hervorragend aufgebaut, die Protagonistin gut eingeführt und das Haus mit seinem Umfeld, dicht erzählt. Ich mag, dass sie sich Zeit lässt, bis der Horror wirklich zuschlägt und mich als lesende, genauer gesagt hörende Person neugierig auf das Geschehen macht. Wenn der Horror dann zuschlägt, fiebert man mit der Protagonistin wirklich mit und atmet durch, wenn sie durchatmet. Und das ist auch ein Punkt, der mir gut gefällt. Der Horror kommt in Wellen und es ist kein durch Hetzen. Sie gibt der Geschichte den gleichen Raum wie dem Horror, sodass beides wirken kann.

Es gibt wenige sehr üble Szenen. So gibt es eine sehr intensive Beschreibung eines Mordfalls. Verletzungen, Körperzustände werden stellenweise erwähnt und wenn der Horror zuschlägt auch detaillierter beschrieben. Solche Szenen, wenn sie zu ausgereizt sind, stören mich gerne, aber in diesem Buch werden sie gut umgesetzt und fügen sich in die Handlung perfekt ein.

Ok, noch ein Punkt wholesomeness der mir gut gefallen hat. Es gibt keinen Typen, der heldenhaft zur Rettung eilt oder, und das finde ich noch besser, keine typische cis hetero Liebesgeschichte, die dem Roman aufgedrängt wird, weil die Geschichte das jetzt unbedingt auch noch benötigt. Die Protagonistin ist selbstständig und wenn Liebe thematisiert wird, dann Liebe zu ihrem Tier, ihrer Familie oder das Verlieben in einen Ort, an dem man lebt, wenn auch erst einmal gezwungenermaßen.

Alles in allem, ich sagte es schon. Lest oder hört dieses Buch.

Es ist mein Horrorhighlight 2023, auch wenn der Print glaube ich von 2022 ist.

Und es hat mir in gewisser Hinsicht dieses Jahr die Hoffnung an Horror zurückgebracht, der letzte Horrorroman, den ich gelesen habe, war leider wirklich nicht gut.

Wo finde ich das Buch und was kostet es?

Das Buch findet ihr im Onlineshop vom Festa Verlag und natürlich auch bei verschiedenen anderen Anbietern wie zum Beispiel Amazon.

Das Softcover in Lederoptik kostet 14,99€
Das E-Book kostet 4,99€
Und das Hörbuch, außer ihr habt es in irgendwelchen Abos kostet: 13,08€