Salem – Bis zum Ende unserer Zeit

Text: Chaotisch aber liebenswert
Bild: Midjourney
CN: Milde Erotik, Splatter der Augen betrifft

September 1993, Salem ein Ort in Oregon, USA

Es war ein freundlicher Herbsttag. Die Ahornbäume, die die Straßen säumten, hatten die grüne Färbung ihres Blattwerkes gegen ein sattes rot/gold getauscht, die Eichhörnchen sprangen von Ast zu Ast und die Drosseln sangen fröhlich in der Mittagssonne.

Megan und Todd stiegen aus ihrem Truck und atmeten tief durch. Seine Hand ergriff ihre und sie drückten sie fest.
Sie konnten es immer noch nicht fassen, was für ein Glück sie hatten. Auf Anhieb haben sie dieses beschauliche Häuschen bekommen und können es nun ihr Eigen nennen. Es war einfach wie perfekt für sie gemacht. Im Erdgeschoss befand sich neben einer geräumigen hellen Wohnküche ein großes angrenzendes Wohn- und Esszimmer. Eine große Flügeltür ließ sich öffnen, um auf die eine schöne Terrasse zu gelangen. Dieser Ausblick in den Garten war einfach wunderschön und die Schaukel im großen Apfelbaum lud einfach zum Träumen ein.
Im Inneren befand sich eine etwas in die Jahre gekommene Treppe, die ins erste Obergeschoss führte. Von einem kleinen gemütlichen Flur ließen sich das Schlafzimmer und zwei weitere Räume erreichen, welche die beiden in hoffentlich naher Zukunft mit Babyglück und Kinderlachen füllen wollten.

Es gab noch eine Dachluke mit einer herausziehbaren Leiter. Mara, die Maklerin, die den beiden von Anfang an sympathisch war und sich auch nur mit Vornamen vorgestellt hatte, meinte allerdings, dass diese noch klemmen würde. Ihr Mann Deimos, der sich auch weiterhin um den Garten kümmern würde, schaue sich diese in den nächsten Tagen mal an. Megan und Todd eilte dies allerdings nicht, aber pünktlich zum Einzug war auch dieses Problem gelöst.

Verrückt, dass Mara und Deimos in unmittelbarer Nachbarschaft wohnten und sich direkt eine Freundschaft zwischen den beiden Paaren ergeben hatte. Sie waren einfach so engagiert und herzlich, Megan und Todd waren über ihre Hilfe echt sehr dankbar.

So zogen die Tage ins Land. Megan und Todd waren in ihrem Zuhause so richtig angekommen und fühlten sich auch in dem Städtchen Salem heimisch und aufgenommen.
Ihr Garten erstrahlte in einer glänzenden Pracht und Deimos hatte ihnen geholfen, einen Teil der Terrasse zu überdachen, sodass sie auch an diesem herbstlichen Abend zu viert bei einem Gläschen Wein und einem saftigen Steak genießen konnten.

Sie verstanden sich prächtig, lachten viel und als sich die ersten Sterne am Himmel zeigten, verabschiedeten sich Mara und Deimos. Todd verräumte die das restliche Interieur nach drinnen, während Megan in der Küche klar Schiff machte und die letzten Teller und Gläser in die Spülmaschine verräumte.
Todd umschlang von hinten die Hüften seiner Frau und küsste sie zärtlich seitlich auf den Hals, während sich Megan an ihn heran kuschelte.

„Ich liebe dich“, murmelte Todd Megan ins Ohr und ließ seine Hände langsam unter ihren Pullover aufwärts wandern. Megan stieß ein wohliges Seufzen aus, während sie Todds Berührungen genoss. Sie neigte ihren Kopf in seine Richtung und sie küssten sich innig und zärtlich.
Es dauerte nicht lange, bis sie sich die Treppe in den ersten Stock hinauf schoben, die einzelnen Stufen knarrten und knarschten, bis sie schlussendlich das Schlafzimmer erreichten.

Megan ließ sich rücklings auf das große Himmelbett fallen, während sich Todd über sie beugte und sich küssend und liebkosend einen Weg an ihrem Körper hinab bahnte.

Plötzlich zuckte Megan zusammen. „Was war das?“ Sie erstarrte. Todd ließ sich nicht beirren und versuchte weiter, die Knöpfe von Megans neuer Lewis Jeans mit den Zähnen zu öffnen, während seine Hände ihre Oberweite umfassten.

„Da, schon wieder!“ Megan setzte sich auf und Todd rollte zur Seite. „Was meinst du?“ Fragte er resigniert und schloss mühsam den Reißverschluss seiner ausgebeulten Hose und zog sich sein Superman Shirt über seinen muskulösen Oberkörper. „Da!“ sagte Megan, und nun hatte auch er das Geräusch, wie ein Klopfen, gehört.

„Das sind die alten Leitungen, die sich vom heißen Wasser erwärmen, sich auseinander dehnen und sich wieder zusammen ziehen.“ referierte Todd fachmännisch. Als Gas-Wasser-Installateur wusste er das. Es war ja sein täglich Brot und auch mit Mara und Deimos hatten sie sich schon des Öfteren über dieses Phänomen unterhalten. „Es ist anders.“ beharrte Megan, und sie zuckte plötzlich, als es wieder zu hören war und sie glaubte, einen Schatten über die Wand huschen zu sehen. Hinaus aus der Tür, Richtung Flur.

„Schatz, waren die Geschichten heute Abend vielleicht doch etwas zu viel gewesen?“ Mara und Deimos erzählten, bei dem ein oder anderen Glas Wein, Geschichten, die sich rund um das beschauliche Städtchen Salem drehten, inkl. Hexen, Geistern und verschwundenen Personen. Mara berichtete außerdem, dass es heutzutage, gerade wegen der ganzen Mythen, Häuser in dieser Gegend an den Mann oder an die Frau zu bringen.
„Ich bilde mir das doch nicht ein!“ zischte Megan halb erbost und halb hysterisch, während sie sich ihre Strickjacke über ihre Schultern zog. „Ok, ok,“ sagte Todd beruhigend und versöhnlich und gab ihr zärtlich einen sanften Kuss auf die Stirn. „Lass uns nachsehen.“

Sie standen auf und ein zweiter Schatten zog unter dem Bett hervor, die Wand entlang, aus der Schlafzimmertür hinaus in den Flur. Dieses Mal hatte auch Todd den Schatten gesehen und ein kalter Schauer zog ihm über den Rücken und ließ ihm die Nackenhaare aufstellen, aber er ließ sich nichts anmerken. Er wollte Megan nicht noch mehr beunruhigen, sie erledigte dass ja definitiv schon für zwei, auch wenn er den Schatten definitiv gesehen hatte.

Es war spät und es machte den Anschein, dass nun auch seine Fantasie begann mit ihm durchzugehen und ihm Streiche zu spielen.
„Da!“ erschrak Megan erneut. Auch Todd hatte das erneute Klopfen gehört. Es ertönte noch einmal, und nochmal und noch ein drittes Mal. Es hatte den Anschein schneller und lauter zu werden. Aber das kann doch nicht sein, oder? Oder doch? Beide gingen gemeinsam Schritt für Schritt den Flur entlang und blieben ein einhalb Meter vor der Dachluke zum Stehen, als die Leiter dieser mit einem lauten Scheppern zu Boden sauste und die beiden nur knapp verfehlten. Ein lauter Schrei entfuhr aus Megans Kehle, die sich schutzsuchend gegen Todd drückte, welcher selber erst einmal wieder, vor Schreck, zu Atem finden musste.

„Das muss der Riegel gewesen sein“, sprach Todd vor sich hin um nicht nur sich, sondern auch um Megan zu Beruhigen, die am ganzen Körper zitterte und sich mehrere Schluchzer ihren Weg zu seinem Ohr bahnten.
Ein dritter Schatten schoss an ihnen vorbei, die Leiter hinauf und verschwand auf dem Dachboden, wo es nicht wie zu erwarten Stock dunkel war, sondern zu beider Verwunderung ein leichter Schein flackerte.

„War das etwa eine Kerze?“ Sprach Todd wieder mehr zu sich selbst, was allerdings Megan dazu brachte sich schlagartig umzudrehen und auf den nun geöffneten Dachboden zu starren.

„DAS HAUS BRENNT!“ Megan schütteln zuerst Todd wild an den Schultern, was ihm das Gefühl vermittelte sich demnächst übergeben zu müssen, wenn sie nicht aufhörte, und klammerte sich dann verzweifelt an ihm fest.

„Wir müssen nachsehen.“ Todd begann sich behutsam von Megan zu lösen. „Ich geh da nicht hoch!“ quiekte sie, eine Spur zu hysterisch, wie Todd fand, und sie klammerte sich fester an ihm fest. „Ich geh schon,“ sagte er so ruhig, wie er es zu Stande brachte, aber Megan fing des Wahnes nahe an zu schreien, dass sie hier niemals alleine bleiben würde.

Nach mehreren wohlwollenden Worten, Versicherungen, dass es dafür eine plausible Erklärung geben müsse und dass es vielleicht doch ein zwei Gläser des guten Rotweines zu viel gewesen sein könnte und einfach nur ihre Fantasie mit ihren durchgehen würde, Stiegen sie Stufe für Stufe die Stiege zum Dachboden hinauf. Ein fataler Fehler!
Also sie beide mit beiden Füßen den Boden erreicht hatten und die Stiege hinter sich ließen, krachte die Luke mit einem lauten Knall zu und ein Riegel schob sich hörbar schleifend und quietschend zusammen. Sie waren gefangen.

Der Angstschweiß stand ihnen auf der Stirn und Megans Hand suchte zitternd nach der von Todd. Sie fanden sich und verschränkten sie ineinander und hielten sich fest.

Panisch sahen sie sich um. Der Mond schien in voller Große durch das kleine geöffnete Fenster und mindestens 20 Schatten tanzten durch den Dachboden und sorgten für eine mehr als unheilvolle und unangenehme Atmosphäre.
Auf einem kleinen erhöhten Tisch lag aufgeschlagen ein altes Buch. Links und rechts von diesem brannte jeweils eine schwarze Dicke Stumpenkerze an denen das Wachs langsam und mit einem stetigen dumpfen plopp heruntertropften.

Das Klopfen, was Megan und Todd bereits unten im Haus vernahmen, begann von Neuem und es steigerte sich bis zu einem ohrenbetäubenden Knallen, sodass sich die beiden versuchten mit einer Hand die Ohren zuzuhalten währen die andere Hand fest mit der Hand des Partners verschmolzen blieb.

Langsam begann eine Art Sog der beide Stück für Stück näher an das alte Buch heran zu saugen. Sie versuchten, ihre Füße fest auf dem Dielenboden des Dachbodens zu verankern, aber alle Anstrengung war vergebens. Ca 70cm vor dem Buch kamen sie zum stehen und starrten es mit starrem Blick an. Sie konnten sich nicht mehr bewegen.

Die aufgeschlagenen Buchseiten begannen zu leuchten und im oberen Drittel der Seiten kamen zwei rotleuchtende Augen zum Vorschein. Sie blickten, nichts gutes erahnend, zwischen Megan und Todd hin und her. Ein Funkeln, gar pure Boshaftigkeit trat förmlich aus ihnen heraus und begann sich auf dem Dachboden auszubreiten.
Panik stieg in den beiden auf, sie hatten die Hände fest ineinander verschränkt. Wenn sie sich hätten bewegen können um in Ohnmacht zu fallen, sie hätten es getan.
Plötzlich begannen die Kerzen bedrohlich aufzuflackern und die furchteinflößenden roten Augen des Buches taten dies ebenso.

Zwei Paar Hände, materialisierten sich aus den aufgeschlagenen Buchseiten, sie machten einen sehr gepflegten Eindruck. Ein Paar schwebte zu Megan, das andere schwebte hinüber zu Todd. In der jeweils linken Hand hielten sie ein Skalpell und mit der jeweils rechten Hand gaben sich die Händepaare ein High Five, bevor sie den beiden verängstigten und kreidebleich gewordenen höhnisch zuwinkten. Todd schloss die Augen und Magen rollte eine dicke Träne über die Wange. Immerhin waren sie zusammen.

Ein zähnefletschendes Maul trat aus den geöffneten Buchseiten und die Hände begannen mit ihrer Arbeit.

Sie zogen einen Augapfel nach dem anderen aus den Augenhöhlen, durchtrennten den Sehnerv und warfen sie anschließend Zielsicher in das sabbernde Maul. Sie taten dieses nicht zum ersten Mal. Blut quoll aus den nun leeren Augenhöhlen und dann über die starren Gesichter hinab über Hals und Brust der beiden Opfer. Ein wohliges Seufzen entrann dem Maul, als wäre es der allergrößte Genuss und eine äußerst schmackhafte Delikatesse.

Mehrfach war ein Knacken zu höheren, als das Buch die Linsen zerbiss und ein weißgelber Schleim rann ihm aus den Mundwinkeln und tropfte auf den Boden.

In der Zwischenzeit war aus einer dunklen Ecke ein Beistelltisch herabgeschwebt, von Zangen und Knochensägen Platz für sämtliches chirurgisches Utensil bot, alles feinsäuberlich aufgereiht und in mindestens doppelter Ausführung. Zangen wurden erwählt, mit denen die medizinisch versierten Hände sie Zungen fixierten, um auch diese mit wenigen gezielten Schnitten aus dem Mundraum an der Zungenwurzel zu entnehmen. Ein schauerliches Gurgeln war zu hören, als das Blut in die Luftröhren beiden gelangte und sie zum Ersticken brachte. Ein höhnisches Lachen war zu hören, nachdem das Maul auch die beiden Zungen gefangen und laut schmatzend, genüsslich sabbernd und rülpsend verspeist hatte.
Die Hände fuhren fort mit den Nieren, den beiden Herzen, den Lebern, bis die kompletten Körper ausgeweidet und schlussendlich verspeist waren. Bis auf eine Blutlache war nichts mehr von ihnen übrig geblieben.

Auf dem Dachboden breiteten sich ein rötlicher Schimmer der Morgensonne gemächlich aus und das Buch schloss sich mit einem wohligen Seufzen und viel in einen geruhsamen Schlaf.

Dezember 1993, Salem ein Ort in Oregon, USA

Denise und Benjamin Miller konnten ihr Glück immer noch nicht fassen. Frisch verheiratet hat sie doch tatsächlich im beschaulichen Salem ihr Traumhaus erstanden. Sie konnten sich nicht erklären, warum es bei der Lage und zu dem Preis und mit diesem zauberhaften Garten zum Verkauf stand.
Vielleicht lag es an der Geschichte, des plötzlichen Verschwindens der Vorbesitzer aber auf solche Geschichten gaben die beiden nicht viel. Mara, die Maklerin, und ihr Mann Deimos, der die Gartenpflege und Kleinigkeiten am Haus übernahm, hatten sogar für sie weihnachtlich dekoriert und halfen ihnen beim Einzug. Welch eine Glückssträhne sie doch hatten, in unmittelbarer Nähe solche tolle Nachbarn und Freunde gefunden zu haben. „Die Stiege zur Dachluke klemmt noch,“ hatte Mara den frisch Verliebten als einzigen Makel des Hauses unterbreitet, aber Deimos würde dieses in den nächsten Tagen in Ordnung bringen. Zum heutigen Einzug war alles erledigt und perfekt.

„Ich liebe Dich.“ sagte Benjamin und drückte Denise mit seinen starken Armen an seine muskulöse Brust. „Bis zum Ende unserer Zeit.“ sagte Denise und küsste Benjamin zärtlich und fordernd auf den Mund.

Februar 1994, Salem ein Ort in Oregon, USA

Vor einem gepflegten Häuschen, im beschaulichen Städtchen Salem, einem Ort in Oregon, wurde das Schild „VERKAUFT“ über das zu Verkaufen schuld gehängt. Mara und Deimos atmeten erleichtert aus. „Es wurde auch höchste Zeit.“ sagte Deimos und steckte seine Hände in seine Manteltaschen. „Höchste Zeit.“ stimmte ihm Mara zu und blickte hinauf zum Dachfenster, durch welches das Flackern von Kerzen wage zu erahnen waren.

Ende