Saunafreuden

Von Gipfelbasilisk

Text wie er gedacht war:

Hans atmet tief den Kräutersud ein, der sich in einer Dampfwolke in ihrer neuen Sauna verteilt. Der Geruch der Alpenkräuter vermischt sich mit dem Duft des frischen Nadelholzes und ihm läuft ein wohlig warmer Schauer über den Rücken. Ute, seine Frau saß auf der unteren Stufe der Sauna und macht sich auf, nachzugießen. Der heiße Dampf steigt an die Decke, verteilt sich im Raum und trifft brennend auf seine Haut. Ist das Ding in den letzten Minuten noch heißer geworden, denkt sich Hans, lässt sich aber nichts anmerken und erträgt den Schmerz geduldig. Sein Herz beginnt in seiner Brust zu pochen und pumpt das Blut immer schneller durch seine Adern. Sein Blick fällt auf die Saunauhr. Es sind gerade mal zwei Minuten in diesem Ding vergangen. Du kannst jetzt nicht schlapp machen, du wolltest das Teil, also leb jetzt auch mit der Hitze. Außerdem kannst du nicht vor deiner Frau, die Sauna verlassen, nicht das sie noch denkt, sie hätte einen Schlappschwanz geheiratet.
Er schaut zu seiner Frau, die ihn kritisch beäugt.
„Ist dir heiß? Willst du raus gehen?“, fragt sie vorsichtig.
„Nein, nein, alles in Ordnung, ich muss mich nur daran gewöhnen!“, antwortet er so selbstsicher wie möglich. Er spürt ihren Blick noch einen Moment auf sich ruhen, wischt sich über die Stirn und lächelt sie an. Sie geht zum Ofen und gießt noch einmal auf. Der heiße Dampf füllt den Raum und brennt in seinen Lungen. Er legt sich zurück und beginnt langsam ein und aus zu atmen. Spürt, wie sein Herz in seiner Brust wummert, vor seinen Augen beginnt der Dampf zu verschwimmen. Er setzt sich wieder auf und schwankt kurz.
„Mir wird es zu heiß, der letzte Aufguss war wohl zu viel“, sagt seine Frau freundlich, legt ihre Hand auf seinen Oberschenkel und lächelt ihn freundlich an.
„Ich komm gleich mit, mir wird es auch so langsam zu viel“, antwortet er, nimmt ihre Hand und sie gehen zusammen aus der Sauna. „Ich glaube das nächste Mal, stelle ich sie nicht ganz so heiß ein, zum nur so kurz in der Sauna sitzen, ist es zu viel Aufwand“, sagt sie. Hans gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und bedankt sich im Geiste bei ihr.

Text im Gegenteil:

Die modrige abgestandene Luft der alten Sauna, wurde schon bald von den Düften ihres Kräutersuds abgelöst. Sie saß ihm jetzt schon eine Weile gegenüber und hielt ihn mit der Kraft ihrer Gedanken fest. Schweiß lief ihr über die Stirn, was aber nicht an der Hitze der Sauna lag. Er schaute sie verzweifelt an, er erkannte sie nicht einmal, das konnte sie in seinen Gedanken lesen. Sie lächelte, aber ohne jede Freude. Ihre rot geschminkten Lippen waren perfekt, ihre grün stechenden Augen, ließen jedes Mitleid vermissen. Kleine Flammen züngelten, aus dem Holz hoch, auf dem sie saß. Die Flammen umspielten liebkosend ihre Haut. Sein Blick richtete sich verzweifelt auf die alte Saunauhr, deren Glas schon lange gesprungen war. Er zitterte und bebte, für ihn war diese Hitze unvorstellbar und es würde gleich noch heißer werden. „Na mein Schätzchen“, zischte sie, mit ihrer verführerischen Stimme und ließ sie schlagartig eiskalt werden, als sie hinzufügte: „Ist dir heiß oder was?“ Ihr grinsen wurde breiter, fast hätte sie Mitleid mit ihm bekommen. Aber das war eine Gefühlsregung, zu der sie nicht mehr fähig war. Außerdem hatte er es nicht anders verdient, er hatte sie zu dem gemacht, was sie heute war. Seine aufgedunsene, sonst so weiße Haut war inzwischen krebsrot. Sie ließ ihn nicht aus dem Blick, als sie aufstand, um den vorbereiteten Sud erneut auf dem alten Saunaofen zu verteilen. Dampf stieg auf, sie schmeckte das bittere Gift der Kräuter, als der Dampf ihre Lippen berührte. Beide atmeten ihn tief ein, sie musste ihn nicht einmal dazu zwingen. Er versuchte krampfhaft, sich zu beruhigen. Dann war es so weit. Nun sahen beide, was er ihr angetan hatte. Die Erinnerung daran stach in ihr kaltes Herz, das keinen Schmerz mehr wahrnahm. Die Bilder zuckten klar und deutlich durch ihrer beider Geist. Sein fettes Gesicht zuckte vor Angst und dann vor Erkenntnis, als ihm klar wurde, wer sie war und warum sie ihn nun strafen durfte. Er wusste, dass es keinen Ausweg mehr für ihn geben würde. Sie sah, wie sein kleines fettes Herz wild in seinem Brustkorb pochte, immer schneller und schneller das Blut durch seine Adern pumpte. Der Dampf, wurde immer dichter und sie sah die Hand vor ihren Augen nicht mehr. Sie spürte, wie schlagartig der Zauber unterbrochen ist, als der Nebel zu dicht wurde, um ihn weiter anzuschauen. Er schrie auf, sprang auf, fiel aber die Stufen der Sauna herab und sie spürt, wie sein Herz endgültig aufhört zu schlagen. Sie hätte es gerne noch ein wenig hinausgezögert, aber Tod ist Tod. Sie lächelte, drehte sich um und verließ die Sauna. Die Brandspuren ihres Körpers, waren das einzige, was von ihr in der Sauna verblieb.

Foto von Evelyn Chong von Pexels