Sabotage? Keine Chance
Von chaotisch_aber_liebenswert Bild von Canva
Die kleine Hexe Nadia und ihr Freund Lutz, seinerseits Teufel in Ausbildung, waren ganz aufgeregt. Vor einigen Tagen flatterte ein Brief durch den Kamin des kleinen, windschiefen Hexenhäuschens. Der Brief verfing sich im dicht gesponnenen Netz der Wollspinnen, die es sich hoch oben links in der Ecke häuslich eingerichtet hatten. Vorsichtig ließen die beiden Wollspinnen den Brief herab, während wiederum der Brief versuchte, sich aus den widerspenstigen Fäden der Spinnen zu befreien.
Mit einem beherzten „Slupp“ und einem darauf folgenden „Plopp“ schnellte Charles Zunge hervor, das Seelentier der kleinen Hexe, ein Chamäleon, zog den Brief, der im Affekt vollkommen überrascht und erstarrt war, zu sich heran und setzte sich auf ihn drauf. Manchmal kann es im Leben doch so einfach sein.
„Oh, eine Nachricht. Wie aufregend!“ sprach die kleine Hexe aufgeregt zu ihrem Freund Lutz und beide ließen sich am windschiefen Küchentisch nieder. Kakerlake, Hannelore, Lutz Seelentier und Vertraute und Runa, ein Wesen aus dem Riss, der sich in Nadias Garten befindet, unterbrachen ihre Runde Hexgammon, ein ähnliches Spiel wie Backgammon, nur dass es auf einem Hexagon, gespielt wird, und sahen auch fasziniert zu dem Brief unter Charles Allerwertesten.
Der Brief, hatte inzwischen seine Gegenwehr aufgegeben und lag nur noch platt, wütend und schnaubend auf dem Küchentisch.
Die kleine Hexe schnappte sich den Umschlag, öffnete ihn und las für alle laut und deutlich vor: „Einladung zum Buch Berlin, VIP der magischen Welt. Sie sind herzlich eingeladen, der Veröffentlichung der Myzelchroniken 1 des Gipfelbasiliken beizuwohnen. Seien sie allerdings pünktlich.“
„Hast du das gehört, Lutz?“, fragte die kleine Hexe aufgeregt. „Wir sind geladen. Gipfli veröffentlicht seinen ersten Roman, das hätte ich doch fast vergessen!“
„Was trägt man zu so einem Anlass?“, fragte Lutz. „Vielleicht doch eher etwas schick oder einfach wie wir sind?“
„Mmmmmmhhhhh, davon steht hier nichts.“
„Aber warum haben wir eine Einladung bekommen?“, fragte Lutz. Da entdeckte Charles die Rückseite. Alle Charaktere aus dem „Was passiert danach?“ der letzten Jahre sind eingeladen und Überraschungsgäste werden auch erwartet. Das wird großartig. Die Augen aller Beteiligten leuchteten gleichermaßen vor Verzückung und echter Vorfreude auf.
„Alle unsere Freunde werden da sein, Ring Ding und Posti haben wir schon ewig nicht mehr gesehen.“ jubelte die Hexe.
Charles war auch ganz von den Saugnäpfen: „oh ja und der lustige IKEA Mitarbeiter, der Detektiv aus the hanging man, alle aus Rumpelstilzchen und dem Froschkönig. Und …“ Es verschlug ihm plötzlich die Sprache.
Die kleine Hexe ergänzte: „Die Oberhexe!“
Runa wurde ganz blass und auch Hannelore und Charles konnten ein Schaudern nicht unterdrücken.
„Die Oberhexe, oh Nadja, du hast recht! Diese schrumpelige alte Kuh wird bestimmt auch da sein!“ Hannelore kugelte wild über die Tischplatte, verteilte dabei den Zucker und schrieb hinein, dass das nichts Gutes zu verheißen hatte!
„Sie hat recht“, sagte die kleine Hexe Nadia aufgeregt. „Wir müssen definitiv zur Buch Berlin und sehen, was diese schrullige Alte vorhat.
„Na, dann lass uns mal packen“, sagte Lutz und schnappte sich seinen teuflisch roten Rucksack. Die kleine Hexe nahm ihren Hexenkoffer und holte auch gleich ihren Hexenbesen. Schnell warf sie das Nötigste, was eine kleine Hexe so benötigt, hinein. Nun ließ sie ihren kleinen Hexenkoffer schrumpfen und in ihrer Schützentasche verschwinden.
Axel würde wie immer auf das windschiefe Hexenhäuschen aufpassen, und Charles, Hannelore und Runa waren natürlich auch mit von der Partie.
„Warte!“, rief die kleine Hexe und schaute nach oben, wo sich gerade Runa abseilte, die hoch oben bei den Wollspinnen gewesen war und brachte etwas mit. Ein kleines weißes Würmchen aus der Wolle der Wollspinne mit einem kleinen lila Pilzhut auf einem Holzmurmelkopf. „Oh, das könnte doch glatt Zomis sein, also als aus Wolle von den Wollspinnen gehäkeltes Würmchen.“ stellte Lutz fest. Runa hatte plötzlich Herzchen in ihren Augen, und man konnte ihre Frage in ebendiesen ablesen, nämlich, ob er wohl auch da sein wird. „Aber bestimmt“, sagte die kleine Hexe.
„Er ist doch einer der Stars“, sagte Lutz, „aber am meisten freue ich mich, endlich den Gipfli persönlich kennenzulernen. Schließlich ist er für meine Namensänderung verantwortlich.“
„Oh ja, und er ist unser Meister und der Schöpfer des großen Ganzen! Ohne sein ‚Was passiert danach?‘ hätte es uns niemals gegeben und uns würde es auch nicht weiter geben, aber ich glaube, dass Gipfelbasilisk endlich hier mal unserer Erschafferin ein wenig in den Hintern treten und sagen sollte, dass wir endlich wieder mal öfter in Aktion treten wollen und nicht nur im September zum Geburtstag des Wpd’s oder anderen besonderen Anlässen!“ Charles schnappte nach dem langen Satz erst einmal nach Luft und auch sein Teint normalisierte sich von Pastell grün wieder zu einem sanften Wiesengrün.
„Oh ja, das müssen wir ihm auf jeden Fall ausrichten!“, stimmten die Freunde zeitgleich ein und kicherten. Diese „chaotisch aber liebenswert“ soll endlich mal wieder öfter zu Stift und Papier oder zu ihrem Smartphone greifen! Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass wir nur noch einmal im Jahr oder höchstens zwei oder dreimal eine Rolle spielen“, sagte Runa.
„Ich vermisse die ganzen Zuhörer auf Twitch, die uns bejubeln und sagen, dass wir aus tollen Geschichten kommen. So langsam wird es ein wenig langweilig hier im Hexenreich. Nicht, dass wir verblassen und später nicht mehr vorhanden sind, wenn niemand uns mehr kennt.“ Allen lief bei Axels Worten ein Schaudern über den Rücken.
„Da hast du recht“, sagte Lutz, denn wir haben noch so viele Abenteuer und Geschichten zu erzählen und zu besprechen.“
„Nun ist aber gut“, sagt Charles. „Ihr wisst doch gar nicht, was bei „chaotischer aber liebenswert“ alles so los ist. Nun seid mal nicht so gemein, ansonsten löscht sie gleich den ganzen Text und wir kommen nicht mal mehr in dieser Geschichte vor.“
- DAS WÄRE IN DER TAT EIN ABSEHBARES SZENARIO GEWESEN. ABER WIE IHR HÖRT, HAT ES DIE GESCHICHTE KNAPP DOCH NOCH HEUTE IN DAS WPD? GESCHAFFT. –
„Du hast recht“, sagte die kleine Hexe. Na gut „chaotisch aber liebenswert“. „Es tut uns leid. Wir wissen, du hast viel um die Ohren, aber es wäre trotzdem schön, wenn wir mal wieder öfter in deinen Geschichten vorkommen werden.“
„So, jetzt aber los“, sagte Lutz, „ab auf den Hexenbesen. Eins. Zwei. Drei Kartoffelbrei.“
„Falsche Hexe, falscher Besen, falscher Text“, sagte Nadia und grinste. „Ja, ich weiß.“ lachte Charles. „So, auf in den Garten und dann kann es losgehen.“ Schwupp, die wupp stob der Besen in die Höhe gemeinsam mit Lutz, der kleinen Hexe, Charles, Runa und Hannelore.
Sie flogen nach Berlin. Dort angekommen, verstaute die kleine Hexe Nadia den Hexenbesen in ihrem Hexenkoffer, und den Hexenkoffer wieder in ihrer Schürzentasche.
Die elustere Reisegesellschaft sahen sich neugierig um. Wo mussten sie denn hin? Sie sahen ein Meer aus Autos, die wild hupten, Ampeln und viele blinkende Lichter. Der kleinen Hexe kribbelt es in der Nase. Sie kräuselte sich nach links, dann nach rechts. Sie drehte sich komplett einmal im Kreis und rief: „Ganz einfach, immer der Nase nach.“
So spazierten die 5 Freunde in Richtung Messehalle. Runa hatte sich die Beschreibung des magischen Eingangs für alle magischen Wesen gemerkt, denn nicht alle Besucher der Buchmesse, konnten etwas mit der magischen Welt, genauer gesagt ihrer realen Existenz anfangen. Wenn man Posti und Ring Ding mal eben durch die Gänge spazieren sehen würde, sähe das gewiss merkwürdig aus, und wäre für sie gar gefährlich. Magische Wesen sind sehr empfindlich und nur sichtbar für Wissende und Eingeweihte. Doch können die unwissenden Fantasielosen doch erheblichen Schaden anrichten. Denn Schmerzen vom achtlosen durchrennen oder gar „drauftreten“ kennen leider so manche von ihnen zur Genüge.
Also ab durch den VIP Eingang. Sie stolzierten mit ihrer Einladung im Gepäck direkt durch den VIP Eingang, eine Treppe hinunter, dann links, noch mal links und rechts und schon waren sie in der magischen Welt der Berliner Buchmesse angekommen.
Sie kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es war einfach der Wahnsinn, wie viele Charaktere in den vergangenen Jahren dem „Was passiert danach?“ entsprungen sind und kaum einer hat es sich nehmen lassen, sich diesen denkwürdigen und großartigen Moment von Gipflis Debüt durch die Lappen gehen zu lassen. Die kleine Hexe winkte hier, der kleine Teufel in Ausbildung Lutz winkte da, weil natürlich viele bekannte Gesichter vertreten waren. Ring Ding und Posti, der Dedektiv aus „The hanging man“ der lustige Ikea Mitarbeiter aus „in der Ecke“ aber auch so manch Bösartiges oder gar putzig und lustige Wesen waren natürlich auch vertreten. Aber natürlich auch die Kelpis, und viele Autor*innen u. a. vom Wps?. Doch dann fiel ihnen die Bühne auf. „In 10 Minuten ist es so weit“, meinte die kleine Hexe. „Da hat Gipfli, laut Programmheft, seine Lesung und die Enthüllung. „Und dann kommt bestimmt auch Zomis“, sagte Runa, ganz aufgeregt.
Plötzlich zwickte Hannelore Lutz in sein linkes Ohr und er drehte abrupt seinen Kopf in die Richtung.
Da sahen sie, die Oberhexe. Sie fuchtelte in der Luft herum und stinkender grünlicher Nebel stob aus ihrem Haar hinauf und dann sah die kleine Hexe das Ausmaß ihrer Sabotage. Sämtliche Wörter aus allen Roman, natürlich auch aus Gipflis, flogen Richtung Decke. Dort war ein Deckenlicht leicht geöffnet und wie es der Zufall oder der Plan der Oberhexe so wollte, zogen die Buchstaben Richtung geöffnetes Fenster. „Scheiße!“, schrie Lutz laut, und alle fünf sahen nun in dieselbe Richtung. „Wir müssen etwas unternehmen.“
„Aber was?“, fragte die kleine Hexe, „mir fällt nichts ein!“
Charles beruhigte sie, sie sollte tief ein und aus und ein- und ausatmen.
„Lutz, hol mein Smartphone aus meiner Schürzentasche und ruf die Hex-Book-App auf. Ich hab’ das Hexenbuch doch nun digital gespeichert, für alle Fälle.“ Die kleine Hexe versuchte sich zu erinnern, was passen könnte. Ihnen lief allerdings allmählich die Zeit davon … Lutz öffnete die Kategorie Wind, Wetter und Luft und ihnen fiel der Nebelspruch ins Auge. In einem stillen Austausch waren sie sich einig, dass das die Wörter nicht aufhalten würde.
Regen bringt auch nichts, noch ein Sturm wirbelt die Wörter noch mehr durcheinander. „Ich hab’ es“, sagte Runa. „Wir benötigen ein dünnes Netz, was sie einfängt“. Die kleine Hexe überlegte und fand den Spruch 728. Sie sagte schnell, andächtig und hoffentlich fehlerfrei den Spruch auf und tatsächlich, ein dünnes Netz fing alle Wörter, Buchstaben für Buchstaben, wieder ein. Es schwebte, wie ein sinkender Heißluftballon herab, bis er bei der kleinen Hexe zum Stehen kam. Bevor die Oberhexe sich versah, hatte sie ein großes Pflaster über ihrem Mund, und zwar so, dass kein Piep mehr ihren Mund verlassen konnte.
„Jetzt kann sie wenigstens kein weiteres Unheil mehr anrichten“, stellte die kleine Hexe fest, als sie erleichtert durchatmete.
„Aber Nadia“, sprach Lutz, „die Wörter müssen doch noch zurück in die jeweiligen Bücher! Sonst gibt es gleich ein richte böse Überraschung, wenn die ganzen Wörter fehlen! Was soll Gipfli denn dann machen? Spontan tanzen?“
„Naja, vielleicht könnte er was aus seiner Heimat dem Harz erzählen, so zum Überbrücken“, warf Charles als Idee ein.
Da fiel der kleinen Hexe etwas ein. „Hey IKEA-Mann, kannst du uns vielleicht helfen? Wir benötigen noch ein paar Minuten!“ Er hat, wie alle anderen magischen Wesen auch, die Rettungsaktion der Wörter und Buchstaben verfolgt und war natürlich sofort zum Helfen bereit: „Wird gemacht, damit habe ich ja Erfahrung“, sagte er und grinste. Ganz wie in seiner Geschichte kümmerte er sich um die Glühbirne in der rechten Ecke. Genau rechtzeitig, der Applaus für Gipfli entbrannte gerade und er trat ins Scheinwerferlicht, und plötzlich war es dunkel. Lutz und die kleine Hexe verkrochen sich unter dem Tisch der Kelpis und suchten wild im Smartphone nach dem erlösenden Spruch. Sie führten wieder eine stille Konversation, wo es zwischen den beiden Hin und Her ging: „Der nächste Spruch muss es doch sein. Nein, nein, nicht Buchstabensuppe, nein, auch nicht das koreanische Alphabet. Boah, was ist das für ein Schrott in diesem Buch, wenn man es mal braucht, da Wort für Wort, ja, das könnte klappen, das könnte klappen.
Die kleine Hexe konzentrierte sich und tatsächlich, die Wörter entknoten sich und huschten zurück in ihre Bücher, natürlich auch in Gipflis. Genau rechtzeitig, denn die Sabotage von Ikea-Mann blieb natürlich nicht gerade lange unentdeckt. Gerade, als das Licht wieder anging und wieder tosender Applaus für Gipfli in der ganzen Messehalle entbrannte, trat dieser sehr aufgeregt, aber auch sehr stolz an sein Podium und öffnete sein Buch und begann, seinen ausgewählten Auszug zu lesen. Runa, die kleine Hexe, Nadia, Charles, Hannelore und Lutz, lauschen gespannt, und auf der After-Show-Party trafen sie dann auch Zomis, der Runa die Wangen erröten ließ und noch ein paar andere Charaktere aus dem Buch. Sie überreichten das Geschenk der Wollspinnen und sie feierten bis in die frühen Morgenstunden und flogen dann entspannt, entspannt und gut gelaunt zurück.
Was mit der Oberhexe weiter passiert …
Frustriert war sie auf dem Damen-WC und probierte mit aller Macht das Heftpflaster von ihrem Mund zu bekommen, aber es ging und ging nicht ab. Erst drei Tage nach der Berliner Buchmesse machte es Plopp, und sie schwor sich, sich zurecht!
Daher erreichten „chaotisch aber liebenswert“ zwei Benachrichtigungen in der WPD-App aus der magischen Welt, auf ihrem Smartphone.
Zum einen von der kleinen Hexe und Lutz, Hannelore, Runa und Charles und natürlich auch Axel, dass sie nicht in Vergessenheit geraten werden wollen und vielleicht in diesem „Was passiert danach?“ Jahr noch ein wenig mehr auftauchen möchten. Es gab aber auch eine kurze Mail der Oberhexe. Sie lautete: „Beweg dich, sonst mache ich dir Beine! Rache ist süß!“
Ende