Überschrift "eine rein geschäftliche Abmachung" über einem Bild einer illustrierten Geisterkatze auf Galaxyhintergrund

Eine rein geschäftliche Abmachung

Von ©beschaulich zur Wpd? Aufgabe April 2025

Die Texte wurden nicht lektoriert und korrigiert und geben den Einsendungszustand wieder.


Content Notes: vermisste Person, Fluchen, Waffengewalt


Die Taschenuhr klappte mit einem leisen Klicken zu, es dauerte nicht mehr lange und dann war es soweit. In die Schatten zu wechseln, erforderte ein hohes Maß an Präzision. Milan musste den genauen Zeitpunkt des Sonnenunterganges erwischen, das war heute ohne die korrekte Uhrzeit zu kennen, fast unmöglich. Den gesamten Tag lastete eine dicke graue Wolkendecke über der Stadt, welche nicht einen einzigen Lichtfetzen durchblitzen ließ. Seit dem frühen Nachmittag prasselten nun auch noch unablässig Regentropfen an die schrägen Fenster des Dachbodens.

Einzig die Schreibtischlampe erhellte die düstere Stimmung. Der cognacfarbene Lederstuhl aus den 70er Jahren knarzte unwillig auf, als Milan sich vorbeugte. Ein letztes Mal überflog der Mann seine Notizen, welche sich wüst über die welligen und teilweise fleckigen Seiten des abgegriffenen Buches tummelten. Auf Umwegen erreichte ihn vor drei Wochen ein Tipp von einem Informanten. Es war nur Gewisper, doch er wollte diesem Hauch einer Spur folgen. Er hatte es sich geschworen, sie zu finden. Und er würde sie zurückholen! Sein Blick glitt von den eilig geschriebenen Worten zu seinem rechten Handgelenk und verweilte auf dem kleinen Tattoo direkt über der Pulsader. Die schwarze Mondsichel war Lores Idee gewesen, vielleicht das einzig Verrückte, was sie je getan hatte. Beide ließen sich eine stechen, doch Lores war auf dem linken Handgelenk und spiegelverkehrt. Die Bilder dieses Abends flackerten in seinem Kopf vorbei – wie ausgelassen das Mädchen ihre beiden Tätowierungen miteinander verglich, wie sie sich später in einen Club mogelten und im Rausch von Farben und Bass versanken. Diese Nacht gehörte nicht den Schatten, sondern ihnen. Milan lächelte wehmütig.

Er schlug beherzt seine Notizen zu und löschte das Licht. Im Aufstehen griff er nach seiner dunkelbraunen Cordjacke, die unordentlich über der Stuhllehne hing. Das wird eine lausige Nacht, dachte Milan, während er sie sich überzog. Der Stoff würde dem Regen nicht lange Stand halten können. Angespannt stellte er sich vor das große Fenster und öffnete erneut die Taschenuhr. Noch zehn Sekunden, den Blick auf das Ziffernblatt in seiner linken Hand geheftet, verlagerte er sein Gewicht auf die Fersen, er war bereit. Noch 5, 4, 3 …

„Guten Abend Milan.“

„Heilige Scheiße!“ Der Mann zuckte zusammen, die Taschenuhr glitt ihm aus den Fingern und fiel herab. Schnell bückte er sich und hob sie wieder auf – doch der entscheidende Moment war vorbei!

Wütend schaute er sich um. „Verdammt, was soll das?“ Eilig zog er sein Messer aus der Schlaufe hinten am Gürtel, er drehte sich geduckt um die eigene Achse und suchte den Eindringling.

“Wir müssen reden.” hörte er erneut eine feine Stimme.

Und schließlich entdeckte Milan die auf seinem Schreibtisch sitzende Geisterkatze.

Galdur Silberpfote ließ seine buschige Schwanzspitze lässig von der Tischkante hängen, er blickte den Menschen mit saphirblauen Augen aufmerksam an. Ein sanftes Schimmern umgab sein weißes, halblanges Fell.

Abrupt warf Milan das Messer auf Galdur – der Kater blieb unbeeindruckt sitzen, als die Klinge durch ihn hindurch sauste.

“Verfluchter Mäusefänger, das war eine einmalige Gelegenheit!” blaffte ihn der Mann an.

“Du weißt, mir können Waffen nichts anhaben, aber wenn es dir jetzt besser geht …” konterte Galdur ruhig.

“Ja, geht es, herzlichen Dank!” ätzte Milan, während er zur Wand hinter dem Geist schritt und mit einem kräftigen Ruck das Messer aus der Holzvertäfelung zog. Er befestigte es wieder an seinem Gürtel und fragte grantig: “Was willst du hier?”

“Ich brauche deine Hilfe.”

“Hah!” Milan zog den Lederstuhl vom Tisch weg und ließ sich darauf fallen. “Dann ist dein Besuch vergebens, ich arbeite nicht mehr für die Sieben.” Spöttisch lächelte er seinem Gegenüber zu und verschränkte seine Arme vor der Brust.

Galdur blinzelte. “Ich habe mit dieser Antwort gerechnet. Doch hör mich an, Milan. Die Welt kippt, sie ist kurz davor zu fallen und ob sie sich noch einmal erholen wird, ist mehr als fraglich. Du spürst es auch, selbst in den Schatten breitet sich Unruhe aus.”

“Das geht mich alles nichts an. Ich sage es gerne noch einmal – die Sieben können mich herzlichst an meinem Allerwertesten küssen! Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich werde schlafen gehen, mehr ist mit dieser Nacht wohl nicht anzufangen.” Er raffte sich hoch und war im Begriff, seine Jacke abzustreifen, da erhob sich die Geisterkatze auf ihre Pfoten. Eindringlich fokussierten die blauen Augen den Menschen.

“Du verkennst die Situation. Alles wird sich ändern, Lores Schicksal wird sich millionenfach wiederholen!”

Milan erstarrte. Galdur sprang auf den Lederstuhl, näher an ihn heran.

“Ich glaube nicht, dass dir das egal ist. Aber gut, wenn dir das Richtige zu tun, so schwer fällt, lass uns ein Geschäft vereinbaren. Ich kenne deinen Preis …”

Ungläubig sah er den Kater an. Galdur fuhr fort: “Im Gegenzug für deine Hilfe verpflichten sich die Sieben Weisen dazu, dir alle Informationen über Lore Mays Verbleib offenzulegen sowie dich aktiv bei der Suche nach ihr zu unterstützen.”

Schweigen füllte den Raum. Der Regen perlte träge das Glas hinab.

“So viele Jahre … ich habe sie angefleht, mir beizustehen …” Einen Augenblick lang war er versucht, dieses ersehnte Angebot abzulehnen, die ganze Welt sich selbst zu überlassen. Der Schmerz und die sengende Wut nach Lores letzten Gang in die Schatten kletterten aus den Untiefen seiner Seele empor. Allerdings war ihm bewusst, wie einzigartig diese Chance war, die sich ihm gerade bot. “Schwöre es!” forderte Milan energisch mit erhobenen Zeigefinger. Jetzt schaute der Kater das erste Mal irritiert drein.

“Du kennst mich, ich halte mein Wort!”

“Du ja, aber die Sieben neigen dazu, ihre Versprechen je nach Laune neu zu interpretieren. Ich will eine Sicherheit, also?”

Galdur streckte ohne zu zögern seine rechte Pfote aus, Milan griff nach ihr und spürte ein zartes Prickeln auf der Haut, wo ihn das seidige Fell der Geisterkatze berührte.

“Ich schwöre, dass ich mit dir gemeinsam Lore suchen werde.”

“Und ich gelobe, dir als Schattengänger zu dienen. Nur damit wir uns richtig verstehen, dass hier ist ein Geschäft, die Sieben bekommen meine Fähigkeiten – ihre Probleme interessieren mich nicht!” Milan ließ die Pfote los.

Galdur nickte. “Natürlich, es ist eine rein geschäftliche Abmachung.” Anschließend wandte er sich von dem Menschen ab, drehte sich einmal um sich selbst und rollte sich auf dem Ledersessel zusammen.

“Was wird das denn jetzt?”

“Wie du selbst schon bemerkt hast, können wir heute nichts mehr tun außer zu schlafen.” murmelte der Kater mit geschlossenen Augen.

Milan schüttelte den Kopf. “Wehe, du kotzt hier hin!” Mit einem perplexen Lächeln begab er sich endlich zu Bett.

Links zu den Videos:

Twitch: https://www.twitch.tv/videos/2470502428
YouTube: https://youtu.be/bkGvq4B77vE


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